Konzept von Markus Grabenwöger
Major Carl Szokoll (1915 bis 2004) zählt durch die Beteiligung am „Militärputsch gegen Hitler – Operation Walküre“ 1944 und durch die „Rettung Wiens – Operation Radetzky“ 1945 zu den prominentesten Persönlichkeiten des österreichischen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus.
Carl Szokoll wollte eigentlich, seinen Neigungen folgend, Schriftsteller oder Maler werden. Sein Vater jedoch, den er später als „die Inkarnation der Unterordnung, des Gehorsams und der Befehlsvollstreckung“ bezeichnen sollte, ein verdienter und hochdekorierter Soldat, erwartete von seinem Sohn die Offizierslaufbahn einzuschlagen. Carl Szokoll entschied sich aus Pflichtgefühl gegenüber dem Vater für eine militärische Laufbahn und besuchte in Folge ab 1936 die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt.
Für all jene Wiener Neustädter und Besucher der Stadt, die die Theresianischen Militärakademie besuchen möchten, führt ein gängiger Fußweg durch den „Carl Szokoll-Park“. Ebenso für die Schüler und Studenten der Akademie ist dies die direkteste Verbindung zum zivilen Leben der Stadt. Der Park ist die Schnittstelle zwischen „zivil“ und „militärisch“ und somit Symbol für die jahrhundertealte schicksalsträchtige Verflechtung der Stadt mit dem Militär. Genau an dieser Schnittstelle zwischen den unterschiedlichen Logiken, Hierarchien, Wertvorstellungen und Lebenswelten des Zivilen und des Militärischen wurde die Gedenkstätte „Recht – Pflicht – Moral – Gewissen“ für Major Carl Szokoll durch eine Intervention im öffentlichen Raum installiert. An den vier begrenzenden Punkten des kurzen Weges durch den kleinen Park, soll diese Gedenkstätte eine Auseinandersetzung mit den oft widersprüchlichen Themenbegriffen Recht, Pflicht, Moral und Gewissen anregen und bewusst machen, dass die grundlegenden Entscheidungen von Menschen, wie sie sich in Extremsituationen verhalten, meistens nicht von langer Hand geplant, sondern unmittelbar, gleichsam auf „kurzen Wegen“, fallen.
„Weder bin ich ein Heiliger noch ein Prophet ein Verräter, haben manche gesagt, andere ein Held …“
[Gedenkschrift für Carl Szokoll ; 1915 bis 2004] / [Text: Irina Simone Wanker]. Wien: Bundesministerium für Wirtschaft u. Arbeit, 2005. 92 S.