Geschichte der Serbenhalle

Ein blutiger Ort der Zwangsarbeit und des Mordes

Auf dem Gelände der einstigen Wiener Neustädter Lokomotiv- und Maschinenfabrik in der Pottendorferstraße 47 wurde 1943 vom deutschen Rüstungskonzern Henschel und Sohn, der den Betrieb 1938 übernommen hat, in Übereinkunft mit der SS ein Konzentrationslager, als „Außenlager“ von Mauthausen, geführt. Offiziell wurde das KZ in der Serbenhalle „SS-Arbeitslager Wiener Neustadt“ genannt. Dort mussten bis zu 1.000 Häftlingen mehrerer Nationalitäten hinter starkstromgeladenem Stacheldraht Zwangsarbeit für Adolf Hitlers Rüstung leisten. Angefertigt wurden zunächst Teile der ballistischen Kriegsrakete „V-2“ und später Tender für Lokomotiven sowie die so genannte „Marine-Artillerie-Leichter“. Die Häftlinge wurden bei minimaler Verpflegung, karger Bekleidung und schlimmster Ausbeutung auf eine Art zur Arbeit angetrieben, dass sie laut Anweisung des SS-Führers Heinrich Himmler im Durchschnitt neun Monate zu leben hatten. Die Nazis nannten dies „Tötung durch Arbeit“.

Die riesige Werkshalle – Länge: 300 m, Breite: 70 m, Höhe 30 m – wurde von der Deutschen Wehrmacht nach deren Besetzung Jugoslawiens in der serbischen Stadt Kraljewo, wo sie der Erzeugung von Eisenbahnwaggons diente, demontiert, d. h. geraubt, weshalb sie „Serbenhalle“ genannt wurde, nach Wiener Neustadt transportiert und hier unter dem rigorosen Einsatz der KZ-Häftlinge aufgestellt. An ihren Wänden und in ihr waren bereits in Serbien 1.700 ZivilistInnen als „Sühnemaßnahme“ für 14 getötete und 20 verwundete Wehrmachtssoldaten erschossen worden. Die an der Errichtung dieser Werkshalle beteiligten Firmen konnten die von ihnen benötigten Arbeitssklaven anfordern, die dann, ohne Bezahlung, unter Bewachung und Antreibung durch SS-Leute schuften mussten.

Als Folge dieser unmenschlichen Ausbeutung sowie durch ständiges Quälen und Schlagen wurden viele Häftlingssklaven getötet. Bei der Annäherung der Truppen der Roten Arme Ende März 1945 wurden sie zu Fuß ins KZ-Mauthausen bei Linz getrieben. Bei diesem Todesmarsch wurden viele von ihnen – die aus Erschöpfung zusammengebrochen sind – erschossen und verscharrt.

Dieses Denkmal erinnert im Sinne des Schwures „Nie wieder Faschismus“ an die Verbrechen des Nationalsozialismus und dessen Opfer.

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